Drache Morsus, alias Echrad Susrom, alias der Riesensaurier im Mondgebirge, alias Schlange im Paradies, alias Schlange in der Kristallhöhle

Der Counterpart der Schönen Cloeda

Mehrere konkurrierende Ansichten existieren in den 27 Ebenen zum Ursprung des Drachen Morsus. Nach der verbreitetsten Ansicht ist der Drache Morsus ein Produkt des höchsten Schöpfers, der auch die Schöne Cloeda erzeugte. Nach der Erschaffung der Schönen Cloeda drohte das Universum ob ihrer in sich selbst ruhenden absoluten Schönheit in völliger Reglosigkeit zu erstarren, weshalb der Schöpfer notgedrungen ein Gegengewicht in Gestalt des Drachen Morsus als Ausdruck des absolut Hässlichen und Bösen schuf.[1] Siehe Glossar „Ebenen“, Unterkapitel „Entstehung der Ebenen“. Auf diese Weise kam die Dualität in die Welt, die seitdem alle Dinge in Gut und Böse, Körper und Geist, Freund und Feind, Licht und Dunkel zersplittert und damit zu einer Quelle endlosen Leidens wurde.
Gemäß einer in den dreizehn unteren Ebenen verbreiteten Ansicht soll hingegen nicht der höchste Schöpfer, sondern ein dunkles Wesen Namens Atheis (Gegengott) den Drachen Morsus erschaffen haben. Und erst in einem unfreiwilligen Folgeakt entstand die Schöne Cloeda. Siehe Glossar „Atheis“.

Morsus der Gestaltwandler

Ursprünglich war Morsus ein riesiger, sich über mehrere Lichtjahre erstreckender Drache, ebenso groß wie die Schöne Riesin Cloeda. Obwohl sich der Drache Morsus im Kampf mit der Schönen Cloeda selbst zerteilte, behielt er sein grundsätzliches Aussehen bei, nur dass er jetzt viel kleiner ist. Morsus besitzt die Gestalt eines mächtigen, abgrundtief hässlichen, schuppigen Sauriers, ab und an seltsam vermischt mit menschlichen Zügen.
Grundsätzlich vermag er als Gestaltwandler jede beliebige Gestalt anzunehmen. Bevorzugt erscheint Morsus in Gestalt des Drachen oder aber auch einer gelben Schlange, so z.B. als er die einst als Paradies bezeichnete fünfte Ebene eroberte. Auch beim Angriff auf Jule und Franzi Levitan in der Kristallhöhle verwendete er die Schlangengestalt. Üblicherweise jedoch ist der Drache Morsus für die Ebenenbewohner unsichtbar, da er hauptsächlich energetisch über Fernmanipulationen agiert. 

Morsus der Manipulator und Meister der dunklen Träume

Die Herrschaftsmethode des Drachen Morsus besteht vor allem in der Manipulation des Bewusstseins über den Traum, weshalb er auch als der „Hohe Meister der dunklen Träume“ bezeichnet wird. Allerdings verfügt Morsus nicht nur über manipulative Fähigkeiten, sondern auch über ein kreatives Vermögen, die dunkelsten Traumwelten zu erschaffen und diesen einen beliebigen Anschein von Wirklichkeit zu verleihen.
Ein besonders perfides Mittel setzt er bei den Bewohnern der fünften Ebene ein, denen er Drachengehirne (Reptiliengehirne) implantierte, und damit zugleich vollständig ihr Bewusstsein durch sein eigenes ersetzte. Davon betroffen sind alle warmblütigen Säugetiere, die Menschen und selbst die Vögel, die auf diese Weise sämtlich zu Reptoiden wurden.
Entsprechend findet man dieses Drachengehirn auch bei den Reptilien, die aber vom Ursprung her schon immer Geschöpfe des Drachen Morsus waren. So verwundert es nicht, dass das Drachen- oder Reptiliengehirn bei den Bewohnern der fünften Ebene auch das Zentrum der Traumaktivität bildet: Indem Morsus die anderen Bereiche des Gehirns der Menschen, Säugetiere und Vögel durch narkotische Substanzen periodisch in Schlaf versetzt, gelingt es ihm mittels des Reptiliengehirns, den Menschen mindesten acht Stunden jede Nacht vollständig manipulativ zu beherrschen. Das, was wir bei den Menschen, Säugetieren und Vögeln als Traum bezeichnen, ist also in Wirklichkeit der Wachzustand des Reptiliengehirns des Drachen Morsus, der mit seinen eigenen Gedanken die Menschen dirigiert. Dabei lässt er die Menschen glauben, es seien ihre Gedanken, die sie denken und träumen. Da Morsus aber das Bewusstsein der Menschen mit seinem eigenen ersetzt hat, fehlt den Menschen jegliche relativierende Instanz, die Gedanken in ihrem Gehirn als die fremden Gedanken des Drachen Morsus zu entlarven. Siehe dazu Glossar „Reptiliengehirn“.
Auch wenn der Drache Morsus und die Reptilien der fünften Ebene nicht schlafen, so sind sie dennoch wie alle Bewohner der Ebenen in dem großen Weltentraum des Schöpfers gefangen. Deshalb sollte man besser sagen, dass die Reptilien nachts einen höheren Grad an Wachheit besitzen als die Menschen. Denn die Menschen träumen einen Traum im Traum. Siehe Glossar „Wahrnehmung“, Unterkapitel „Wahrnehmungs- und Gedankenmanipulation“ sowie „Traum und Träumen“, Unterkapitel „Traum als Manipulationsmittel“.

Morsus, der Trennende und die dreizehn unteren Ebenen

Im Urkampf des Drachen Morsus mit der Schönen Cloeda zerteilte der Drache sich dereinst selbst in unzählige Teile, um auf diese Weise Cloeda von allen Seiten gleichzeitig angreifen zu können. Diese Teilung führte einerseits zu einer Partikularisierung seiner ehemals absoluten Kraft des Bösen. Anderseits kreierte er damit seine Hauptstrategie der Manipulation, die in dem Trennen und Vereinzeln der Lebewesen und Dinge besteht. Dazu gehört auch die Trennung vom tieferen Wissen um den wahren Ursprung der Dinge und damit letztlich die Trennung der Lebewesen von Gott.
Gemäß einer weniger verbreiteten Auffassung bildete der zerteilte Körper des Drachen Morsus die dreizehn unteren Ebenen, analog wie der Körper der Schönen Cloeda die dreizehn oberen Ebenen bildete. Viele Bewohner der oberen Ebenen begreifen die unteren Ebenen jedoch einfach nur als den Schatten der Schönen Cloeda. Weitergehende Untersuchungen und Aussagen zu den unteren Ebenen werden von ihnen vermieden, da sie derlei Beschäftigung aufgrund der möglichen Resonanz als außerordentlich gefährlich ansehen: Denn der Blick ins Dunkel kann den Schauenden verschlingen. Eine ähnliche Ansicht vertrat auch der Große Mechanikermeister.

 

 Das Hauptziel des Drachen Morsus

Wie zahlreiche Legende berichten, besteht das Hauptziel des Drachen Morsus seit der Rettung der Schönen Cloeda durch den höchsten Schöpfer in der Sammlung seiner Kräfte, um dereinst erneut den offenen Kampf gegen Cloeda aufzunehmen. Dazu sammelt er insbesondere die zersplitterten, in allen Ebenen verstreuten Drachenaugen, um sie wieder zu den ursprünglichen Riesendrachenaugen zu vereinigen. Diese Wiedervereinigung soll eine unvorstellbare Bündelung der Kraft des Bösen zur Folge haben und dem Drachen Morsus seine ursprüngliche Macht und Gestalt wiedergeben. Parallel dazu entfacht Morsus den schrecklichen Mahlstrom, um mit ihm Schritt für Schritt die Ebenen zu verbrennen. Siehe dazu Glossar „Mahlstrom“.
Obwohl Morsus zur Errichtung seiner Herrschaft des Chaos und der Finsternis die Schöne Cloeda zu vernichten trachtet, ist dieses Vorhaben gemäß den dualistischen Prinzipien der Schöpfung unmöglich. Denn wie der Schatten nicht ohne das Licht existieren kann, so der Drache Morsus auch nicht ohne die Schöne Cloeda. Dieses Wissen hält Morsus jedoch nicht von der Durchführung seines Planes ab, da er seine Selbstvernichtung grundsätzlich mit einkalkuliert. Diese gegen das Leben und damit gegen die göttlichen Prinzipien gerichtete Ideologie ist Bestandteil seines Plans und wird von ihm deshalb auch immer weiter in die Gehirne der Bewohner der fünften Ebene eingepflanzt. Man denke diesbezüglich nur an Diktatoren wie Adolf Hitler, an die zahlreichen Selbstmordattentäter, die ihren eigenen Tod in ihrem mörderischen Tun mit einplanen oder aber auch an die systematische Vernichtung des Ökosystems der Erde durch einen großen Teil der Erdbevölkerung, die gar einem kollektiven Selbstmord gleichkommt. 

Die Meinung der Weisen Schildkröte zum Drachen Morsus

Die Weise Schildkröte referierte eine Ansicht über den Drachen Morsus, die im Widerspruch zur Auffassung jener der meisten Bewohner der Ebenen steht:[2] Die Bewohner der Ebenen glauben, das Böse käme von außen in Gestalt irgendwelcher bösen Mächte, Drachen, Teufel und Dämonen in die Ebenen. Dieser Glaube sei jedoch nicht richtig, da es tatsächlich gar kein außen und innen gebe. Denn alles sei von Gott geschaffen und damit selbst Gott, der die Liebe ist. Somit sei das einzig wirklich Existierende die Liebe.
Der Hase Hasso von Haiden widersprach der Schildkröte unter Verweis auf die nicht zu leugnende Allgegenwart des Bösen in den Ebenen. Auch die Logik der Schildkröte wurde von ihm in Zweifel gezogen. Hasso argumentierte, wenn alles von Gott erschaffen ist, dann muss auch das Böse von Gott erschaffen sein – und wenn auch nur als Möglichkeit.
Die Schildkröte gab dem Hasen bedingt Recht und verwies illustrierend auf die Versklavung der Erde durch die Drachenwesen. Dennoch seien die Bewohner der fünften für ihre Eroberung und Versklavung selbst verantwortlich, zum einen weil sie keine inneren und äußeren Abwehrstrategien entwickelt hätten, zum anderen weil sie selbst die Schöpfer des Bösen seien. Deshalb könne ihnen auch kein anderer bei der Abschaffung des Bösen behilflich sein. 

Die widersprüchlichen Aussagen zum Drachen Morsus – ein Lösungsversuch

Die stark voneinander abweichenden Auffassungen des Hasen und der Schildkröte spiegeln die generelle Widersprüchlichkeit wider, die in den Ebenen bezüglich Ursprung und Existenz des Drachen Morsus existiert:
Auf der einen Seite haben wir die in den Ebenen weit verbreitete Schöpfungslegende von der Schönen Cloeda und dem Drachen Morsus als Ursprung der Polarität und Dualität in den Ebenen.
Auf der anderen Seite existiert die Behauptung der Schildkröte, dass die Bewohner der Ebenen das Böse inklusive den Drachen Morsus selbst geschaffen hätten.
Wie bereits gezeigt, ist die Meinung der Weisen Schildkröte widersprüchlich. Denn wenn alles von Gott geschaffen ist, dann sind es auch die Menschen und damit auch das Böse inklusive dem Drachen Morsus. Und somit existiert entgegen der Behauptung der Schildkröte mehr als nur die Liebe. 
Anderseits ist der Schöpfer über den Umweg der Menschen damit letztlich auch der Erschaffer des Drachen Morsus, so dass derart die Widersprüchlichkeit zwischen der Aussage der Schildkröte und der Schöpfungslegende von der Schönen Cloeda verschwindet.
Doch auch das ist noch immer nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn bei den Worten der Schildkröte hatte Jule das seltsame Gefühl, als säße sie im Schoße eines großen, unvorstellbar mächtigen, gleichwohl schützenden Wesens, aus dem sie sich eigentlich nie fortbewegt habe.[3] Die Schildkröte bestätigte:
 „Was du fühlst, ist völlig richtig! Vertraue deiner inneren Stimme, liebe Jule. Denn tatsächlich bist du nur in einem Traum gefangen, aus dem du jederzeit aufwachen kannst. Deine ganze Reise ist nur ein Traum. Immer warst du in Sicherheit geborgen. Keiner kann verloren gehen auf seiner langen Reise.“
Wenn wirklich alles nur ein Traum ist, dann ist es auch das Böse. Und damit ist es nicht wirklich. Doch was kommt nach dem Traum? Siehe dazu auch Glossar „Böse“.


[1]  Siehe Kap. „Die Legende von der Schönen Cloeda“.

[2]  Siehe zum Folgenden Kap. „Die Antworten der Weisen Schildkröte“, Kap. „Die Versklavung der Erde“ und folgende.

[3]  Siehe Kap. „Die Antworten der Weisen Schildkröte“.


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