Hotz Lotz und Binki Lotz, Lotzeländer oder Lotze

Hotz Lotz und Binki Lotz gehören zu den ersten Geschöpfen, die der Große Mechanikermeister nach dem Verlust seines Herzens geschaffen hatte, um mit ihnen ein für alle Mal Leid und Tod zu überwinden. Ihre Unschuld, Liebenswürdigkeit und Gutmütigkeit scheint bereits darauf hinzuweisen, dass ihm die Vernichtung seines Herzens und damit der Liebe nicht wirklich gelungen ist. Denn in einer der ergreifendsten Szenen des Buches sagt im Traum der höchste Schöpfer zum Mechanikermeister: „Silavon, du bist ein Geschöpf Gottes und damit der Liebe. Du kannst die Liebe nicht vernichten.“
Jule selbst weist auf die verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Charakter der Lotze und bestimmten Wesenszügen des Mechanikermeisters hin, der tiefen Ernst und enormes Wissen mit einer geradezu kindlichen Unschuld, Liebenswürdigkeit und Güte in sich vereinte.[1]
Dennoch besitzen die Lotze, wie alle Geschöpfe des Mechanikermeisters, kein Herz. Angetrieben werden sie durch den Kristallstrom-Depersol-Cismose-Vehrogen-Oszillator, der alle Geschöpfe des Mechanikermeisters mit Energie versorgt. Obgleich die Lotze von ihm als unsterblich geschaffen wurden, können ihre Körper dennoch rosten – ein seltsamer Widerspruch, dessen Grund in dem Bericht der Levitan-Zwillinge  nicht erklärt wird.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass keiner der Lotze „mit doppeltem Boden“ zu denken vermag. Lotze kennen also keine Ironie, weil sie der Große Mechanikermeister ganz bewusst ohne reflexives Bewusstsein geschaffen hat. Dadurch sind sie grundehrlich und können nicht lügen. Denn zur Lüge ist die bewusste Zurückhaltung eines zweiten versteckten Gedankens notwendig.
Die Lotze sind auch nicht in der Lage, irgendwelche Schmerzen zu empfinden. Erscheinen sie manchmal gewalttätig, besitzen sie dennoch keinerlei moralische Instanz, ihre eigenen Handlungen zu bewerten, so dass man ihnen eigentlich niemals böse sein kann. All diese Wesenseigenschaften sind wichtige Belege für das umfassende Schöpfungskonzept des Großen Mechanikermeisters.
Von ihrem Äußeren erscheinen die Lotze als nahezu identisch. Hotz Lotz zum Beispiel unterscheidet sich von seinem Bruder allein durch seine grünen Augen, wohingegen Binki Lotz blaue besitzt.

 

Die Lotze bevölkern sämtliche Welten von der sechsten bis zur zwölften Ebene. Ursprünglich liebten sie die Geselligkeit und waren sehr hilfsbereit, begannen sich jedoch im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen zu vereinzeln. Siehe dazu Glossar „Lotzeland“. Auch diese Vereinzelung fällt ihnen nicht schwer, sind sie doch von ihrem Wesen her, d.h. jeder für sich, ganz eigenständige und einzigartige Geschöpfe.
Gegenwärtig leben die Lotze zumeist in kleineren Gruppen oder Verbänden, häufig auch allein und setzen interessanterweise bestimmte Tätigkeiten des Mechanikermeisters in ihrem Leben fort. So schreibt Binki Lotz zum Beispiel Bücher, Hotz Lotz wie auch sein Bruder Binki sind technisch äußerst begabte Mechaniker und erschaffen wie ihr Vater ebenfalls Geschöpfe. Allerdings fehlt den Lotzen die Fähigkeit der Beseelung ihrer Geschöpfe, wie es ihr Vater mit ihnen selbst vermochte. Doch der Mechanikermeister ist ein Engel. Eine tiefere Kenntnis des Umgangs mit dem Kristallstrom-Depersol-Cismose-Vehrogen-Oszillator ist ihnen ebenfalls nicht gegeben, weshalb die Geschöpfe der Lotze sämtlich mechanische Puppen blieben.
Als die Lotze durch die Tränen des Großen Mechanikermeisters und durch den Himmel und Erde verbindenden Eichbaum von dem Gefängnis ihrer eisernen Körper erlöst wurden, verwandelten sie sich in feenhafte Wesen. Diese Erlösung zeigt deutlich, dass aus Leben immer Leben entsteht und der Mechanikermeister ein wahrer Schöpfer ist. Silavon hat einen Teil seiner eigenen Energie und Seele für seine Geschöpfe geopfert und diese derart beseelt. Nur dadurch konnten sie nach der Zerstörung ihrer Körper als feenhafte Wesen weiter existieren. Dieser Vorgang zeigt aber auch, dass Schöpfen zugleich Selbstaufgabe bedeutet, denn im Schöpfungsprozess gibt man freiwillig einen Teil seiner selbst von sich oder im Extremfall sich sogar vollständig auf und hin.


[1]  Siehe Kap. „Erinnerungen“.


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