Blauer Engel

Der Blaue Engel ist eine etwa 60 cm große zarte Lichtgestalt, die äußerst geheimnisvoll von innen heraus bläulich schimmert. Seit vielen Millionen Jahren bereits wohnt der Engel in einer blauen Edelsteinblume, die der große Mechanikermeister einst geschaffen hat. Siehe dazu Glossar „Blaue Blume“.

Die Bedeutung des Blauen Engels

Nur zwei Engel werden in dem vorliegenden Erlebnisbericht explizit genannt, der Blaue Engel, der ein weibliches Wesen zu sein scheint, und der Große Mechanikermeister, der sein Engel-Sein laut dem Gralshüter Awillouw allerdings vergessen hat.
Wir können ergänzen, dass offensichtlich auch Elisande ein Engel ist. Siehe Glossar „Elisande“.
Die Singularität der Engel in dem Erlebnisbericht der Levitan-Zwillinge verweist bereits auf deren besondere Bedeutung. Nimmt das Auftreten des Blauen Engels vom Umfang her auch nur geringen Raum ein, tritt er jedoch immer in besonderen Schlüsselsituationen und Zusammenhängen in Erscheinung:
Der Blaue Engel rettet Jule vor den Angriffen des in Wahnvorstellungen gefangenen Mechanikermeisters und vermittelt den Kontakt zwischen beiden.
Er hilft Jule bei der Überwindung des Echogeists Anawrin.
Als sie im Kopf des versteinerten Sauriers vom Drachen Morsus angegriffen wird, steht der Engel ihr wieder zur Seite und geleitet sie zum Mondsee, um das Herz des Mechanikermeisters zurückzugewinnen.
Und schließlich ist der Engel auch zugegen, als der Mechanikermeister sich nach dem Wiedererhalt seines Herzens den Schmerz der Jahrmillionen von der Seele weint und damit sein Reich und seine Geschöpfe erlöst.
Der Blaue Engel ist das einzige Wesen, das dem Mechanikermeister in den Millionen von Jahren in seiner tiefer Einsamkeit und Verlorenheit schützend zur Seite stand und ihn bis zu seiner Erlösung begleitete.[1]
Damit bezeugte er zugleich, dass sich hinter dem Tun des Großen Mechanikermeisters ein tieferer Sinn verbirgt, der Meister eine höhere Aufgabe verfolgt, die von ihm und anderen höheren Wesen beobachtet und begleitet wird.

Die Verkörperung der Sehnsucht

Die tiefe Verbindung zwischen dem Mechanikermeister und dem Blauen Engel wird sinnfällig symbolisiert durch die geheimnisvolle Blaue Blume, die der Meister geschaffen und die der Blaue Engel zu seiner liebsten Behausung erwählt hat. Den Namen des Blauen Engels kennen wir nicht. Doch müsste man dieses wunderbare Wesen benennen, sollte es den Namen Sehnsucht tragen. Sein Antlitz ist die Farbe des Himmels, der das Tun des Mechanikermeisters mit seiner Unendlichkeit umspannt. Seine Aufgabe ist es, im Wissen um das Ziel des geheimnisvollen Wirkens des Mechanikermeisters, die Tür zur Unendlichkeit für ihn allzeit offenzuhalten.

 

Die Heimat des Blauen Engels

Der Blaue Engel nennt als seine Heimat die dreizehnte Ebene, in die er, nachdem seine Arbeit getan ist, zurückkehren wird.[2] Es ist die höchste Ebene, die sich gemäß dem Schöpfungswissen von der Identität der Ebenen und der Schönen Cloeda eine Armlänge über dem Kopf Cloedas befindet. Die dreizehnte Ebene bildet zugleich das Haus der Regenbogenschlange, das Lied der Lieder, die Summe aller Farben, die unmittelbare Verbindung zum Schöpfer, die absolute Transzendenz, das Glück und die Seligkeit. Siehe Glossar „Ebenen“, Unterkapitel „Struktur und Bedeutung der Ebenen“.
Wie Jule bei ihrem Blick durch das Drachenauge feststellen konnte, verwandelten sich alle Dinge, die in der Alltagswahrnehmung eine konkrete Gestalt besitzen, beim wahren Sehen geheimnisvoller Weise in abstrakte Energie- oder Lichtstrukturen. Einzig der Blaue Engel behielt seine konkrete Gestalt. Dieses Phänomen hängt mit zwei grundsätzlich verschiedenen Seinszuständen zusammen:
a) Auf der einen Seite ist da die Welt der Ebenen, in der eine unendlich wandelbare Urenergie ständig neue Formen anzunehmen vermag. Dieses unendliche Formenspiel kann man jedoch durchschauen durch die Verwendung einer nur den Zauberern zugänglichen Art des Sehens oder aber, indem man wie Jule auf das Drachenauge als Hilfsmittel zurückgreift. Durch dieses wahre Sehen verlieren alle Dinge ihre Form und werden abstrakt. Das wahre Sehen entlarvt sie als illusionäre, ewig wandelbare Konstrukte ohne tiefere Substanz. Im spirituellen Sinne sind diese Dinge nicht wirklich.
b) Auf der anderen Seite ist da die Welt der Engel. Und in dieser Welt behält alles unveränderlich seine Form. Jedes Wesen ist und bleibt von seiner Gestalt her, was es ist.
Angesichts der Tatsache, dass die Engel ganz offensichtlich unveränderlich jenseits der Gesetze und Prinzipien der Ebenen existieren und entsprechend immer als das erscheinen, was sie sind, bildet die dreizehnte Ebene ein metaphysisches Zwischenreich, in dem die Engel zwischen der ungeschaffenen Welt des Schöpfers und seiner Schöpfung in Gestalt der Schönen Cloeda vermitteln. In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, warum für die Zauberer einzig die dreizehnte Ebene generell verschlossen bleibt. Sie ist bereits ein Bereich jenseits der Schöpfung und nur den Reinsten der Reinen zugänglich.
Siehe zum Blauen Engel auch Glossar „Großer Mechanikermeister“, Unterkapitel „Der Große Mechanikermeister – ein Engel“.


[1]  Siehe Kap. „In der Eisenburg des Mechanikermeisters“.

[2]  Siehe Kap. „Zurück beim Mechanikermeister: Die große Verwandlung“.


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