Monsignore Moschkotani, alias Professore Moschkotani, alias Schwarzer Vogel, alias Harry Houdini etc.

Die Doppelgänger des Monsignore Moschkotani

Monsignore Moschkotani wird in dem Erlebnisbericht als Spießgeselle und erster Diener des Drachen Morsus vorgestellt. Mindestens sechs verschiedene Doppelgänger oder Avatare sind von ihm bekannt:
1. der Schwarze Vogel, der dem Mechaniker das Herz aus der Brust reißt;
2. der Fremde beim Eichbaum im Gebirge;
3. der Professor aus Padua im Ägyptischen Museum;
4. der Zauberer Harry Houdini;
5. der riesige Gastgeber in der Margaretenstraße Nummer 13;
6. der geheimnisvolle Fremde, der Elisande entführte;
7. das Schlangenwesen, das gemäß dem „Testament des Amram“ um Moses’ Seele kämpfte. Siehe dazu Glossar „Reptoiden“, Unterkapitel „Die historischen Überlieferungen des Überfalls der Drachenwesen“.

Die äußere und innere Erscheinung des Monsignore Moschkotani

Obwohl Monsignore Moschkotani ein morphisches Wesen ist, und sich in jede beliebige Gestalt zu verwandeln vermag, erscheint er üblicherweise als ein großer schlanker Mann von italienischem Typus mit pechschwarzen Haaren, starker Körperbehaarung, großen buschigen Augenbrauen und einem stechenden Blick. Auf der rechten Wange trägt er einen schwarzen Schönheitsfleck, der sich urplötzlich in einen pechschwarzen Hirschkäfer verwandeln kann. Ein schwarzer weiter Seidenmantel mit ungewöhnlich hohem Kragen verhüllt seinen Körper fast vollständig.
Moschkotani hat eine vordergründig sehr einnehmende und hintergründig außerordentlich abstoßende Ausstrahlung. Sein Charakter ist ausgesprochen hinterhältig und verschlagen, bösartig, grausam bis sadistisch, manipulativ und zerstörerisch. Darüber hinaus leidet er an der absoluten Phantasielosigkeit, der wohl schlimmsten Krankheit im Universum, was ihn innerlich völlig trostlos und hässlich macht. Diesen Mangel versteckt er, indem er die schönsten Gedanken, Gefühle und Bilder der Kinder stiehlt, und aus diesen ein geheimnisvolles Mantelfutter webt. Öffnet Moschkotani seinen Zaubermantel, erstrahlt durch dieses Futter alles um ihn herum in falschem Schein, als wäre man im Paradies. So vermag er durch diese und ähnliche Illusionstricks alle Wesen über seine wahre Existenz, über Zeit und Raum zu täuschen. Wollte man Monsignore Moschkotani im großen Plan des Universums einordnen, dann bildet er das Gegenprinzip zu allem Schöpferischen und damit zum Schöpfer selbst. Mit dieser Eigenschaft unterscheidet er sich auch markant von seinem Herren, dem Drachen Morsus, der über eine immense negative Phantasie und illusionäre Schöpfungskraft verfügt.

Das Buch Saiwā lo Ash Kumā und die Arbeitsmethoden Moschkotanis

Laut dem Hasen ist Monsignore Moschkotani der Besitzer eines Buches Namens „Saiwā lo Ash Kumā“, das so viel heißt wie „Verrate nie die Gründe des Verbotenen“. Der Hase behauptet, diese Worte seien die direkte Wiedergabe des Anfangs einer uralten Zahlenformel, die dereinst bei der Zerteilung des Drachen Morsus in schwarzes Feuer geschrieben wurde und nur den Wesen mit Feueraugen zugänglich sei. Auch wäre ein Großteil dieses Buches in derartigen Zahlenformeln verfasst. Laut Franzi Siebenblatt alias Frances Berggruen kennt Hasso von Haiden die Bedeutung seiner eigenen Worte nicht, da er sie nur unkommentiert von seinem Großvater hörte. 

  Doch wisse er zumindest so viel, dass das Buch so etwas wie eine Sammlung der schlechtesten Schlechtigkeiten sei, wie es umgekehrt auch hohe Tugendbücher gebe. Das Buch „Saiwā lo Ash Kumā“ enthalte darüber hinaus auch Zaubersprüche zur praktischen Umsetzung dieser Schlechtigkeiten.
Laut Aussagen des Hasen verwendet Moschkotani das schwarze Zauberbuch in erster Linie, um die bunten Kinderseelen zu stehlen und aus ihnen auch den letzten schönen Gedanken herauszupressen. Auf was Hasso von Haiden mit der „Käfersammlung“ und den „modrigen Terrarien“ des Monsignore Moschkotani anspielte, bleibt leider ungeklärt.[1]
Unabhängig von diesem Zauberbuch bedient sich Moschkotani zur Manipulation seiner Opfer auch diverser Substanzen mit außergewöhnlichen Energiekonfigurationen, die wir in der fünften Ebene als Rausch- und Betäubungsmittel oder auch Psychopharmaka bezeichnen würden.
Wie der Drache Morsus und die Energiespinne Ecoli so manipuliert auch Monsignore Moschkotani mit all seinen Aktionen letztlich das Bewusstsein der Ebenenbewohner. Siehe dazu Glossar „Traum und Träumen“, Unterkapitel „Traum als Manipulationsmittel“.

Moschkotanis Hauptziele und Beweggründe

In Jules und Franzis Bericht werden uns nur zwei Personen genannt, die das Wissen um die Existenz einer geheimen Aufwachrezeptur besitzen, der eine ist Professor Leo Levitan (der des 21. Jahrhunderts), der andere Monsignore Moschkotani.[2] Derart avancieren beide zwangsläufig zu Gegenspielern. Moschkotani hegt die größenwahnsinnige Vorstellung, mittels der Aufwachrezeptur aus dem Schöpfungstraum der Welten aufwachen zu können, in Folge als Einziger des gesamten Universums zu wachen und damit der Herrscher über die Ebenen und deren Bewohner zu sein. 
Dahinter versteckt sich die durch viele Legenden überlieferte Vorstellung, dass die Ebenen und Welten alle Teile eines großen Schöpfungstraums seien, den der Schöpfer und alle seine Geschöpfe, in tiefem Schlaf gefangen, träumen. Moschkotani glaubt, dass, wenn es ihm gelänge aufzuwachen, er die Träume aller anderen noch schlafenden Wesen, auch des höchsten Schöpfers, nach Belieben manipulieren, sie mit den schrecklichsten Albträumen plagen, und derart selbst auf die Schöpfung Einfluss nehmen könne.[3]
Dieser Allmachtswahn, mächtiger als der Schöpfer sein zu wollen, resultiert letztendlich aus Moschkotanis Mangel an jeglichen kreativen Fähigkeiten.
Ein weiteres Interessengebiet Moschkotanis bildet seit vielen Millionen Jahren bereits Elisande, die größte und einzige Liebe des Großen Mechanikermeisters. Mit allen Mitteln versuchte er diese dem Mechanikermeister abspenstig zu machen und sie magisch an sich zu binden. Der wahre Beweggrund wird in Jules Erlebnisbericht nicht genannt. Zu vermuten bleibt jedoch, dass Elisande und Silavon hohe Werte leben, die ihnen zusammen eine gewaltige Kraft verleihen, die den dunklen Machenschaften Moschkotanis im Wege steht. Waren doch Silavon und Elisande die einzigen Bewohner der Ebenen, die den Verführungen und Intrigen des Drachen Morsus zu widerstehen vermochten. Vielleicht aber ist es auch die tief in ihm versteckte Sehnsucht nach Liebe, Schönheit und Ganzheit, die ihn so lange Zeit schon an Elisande bindet.
Mit der erfolgreichen Entführung Elisandes hat Moschkotani das Leid des Mechanikermeisters auf ein unerträgliches Maß gesteigert und ist damit letztlich zum Auslöser für dessen großen Plan der Neuschöpfung der Welt ohne Schmerz, Trennung und Liebe geworden.


[1] Siehe Kap. „Auf der Heide und Hasenglück“.

[2]  Siehe Kap. „Spekulationen bei der Rosenfee in der Uhlandstraße“.

[3]  Siehe Kap. „Im Ägyptischen Museum“, Kap. „Spukereien in der Margaretenstraße“.


Copyright © 2015 AVOX VERLAG. All rights reserved.

Alle Texte, Illustrationen und Layouts von Ulrich Taschow. Copyright © 2015. All rights reserved.