Rufen, Wünschen oder Beabsichtigen

Die Kraft des Rufens

Eine der allerseltsamsten Irrtümer, Naivitäten und Unwissenheiten der Bewohner der fünften Ebene ist die Tatsache, dass sie nicht mehr wissen, wie man sich etwas wünscht, es ruft oder beabsichtigt – obwohl dieses Rufen, Wünschen oder Beabsichtigen das Einfachste von der Welt ist. Die Kraft des Rufens oder Wünschens entspringt der Sehnsucht, die jedes Ding und Wesen in sich trägt, seinen Ort und Zustand zu verändern und damit ist sie zugleich die Quelle jeglicher Bewegung.[1]
Das kleine Mädchen, das sich selbst als die Kraft oder auch als Aitija bezeichnete, sagt zu Jule: „Jedes Ding trägt eine innere Sehnsucht in sich, wie zum Beispiel der Grashalm die Sehnsucht nach der Bewegung. Mit dieser Sehnsucht ruft er den Wind. Damit aber Grashalm und Wind zueinander finden, braucht es eine verbindende Kraft. Und diese Kraft bin ich.“
Diese geheimnisvolle Kraft ist ein Teil der göttlichen Schöpfungskraft und entspringt vermutlich derselben Sehnsucht, die Gott dereinst veranlasste, den großen Traum der Ebenen und Welten zu träumen.

Die Kunst des Rufens

Die Kunst des Rufens besteht also darin, diese Kraft zu aktivieren, welche die Dinge und Geschehnisse miteinander verbindet, die davor bereits potentiell einander zugeordnet sind. Aktiviert wird diese Kraft durch ein inneres Bild, das der Träger der Sehnsucht ist. Diese Sehnsucht darf aber nicht mit unserer herkömmlichen Vorstellung vom Wünschen verwechselt werden, in der man einfach oberflächlich einen Wunsch etwas zu besitzen, etwas zu verändern etc. ausspricht. Denn dieser oberflächliche Wunsch wird niemals in Erfüllung gehen. Warum dies so ist, erklärt Aitija, die Kraft. Sie sagt, dass hinter jedem Gedanken immer mindestens ein zweiter Gedanke verborgen liegt, und dass nur dieser zweite, tiefere Gedanke die Fähigkeit des Rufens besitzt und somit in Erfüllung geht. Was versteckt sich nun hinter diesem tieferen Gedanken:
Wenn man sich im oberflächlichen Verständnis der Bewohner der fünften Ebene etwas wünscht, dann zumeist, weil einem materialistisch etwas fehlt, was man aber gern haben möchte. Dieser Wunsch entspringt dem kleinen, oberflächlichen Alltagsbewusstsein. Der hinter dem oberflächlichen Wunsch sich versteckende tiefere Gedanke ist somit die Feststellung, dass einem etwas fehlt. Und dieser tiefere Gedanke entspringt letztlich der Seele.
Damit haben wir bei jedem Vorgang des Wünschens also zwei Gedanken, erstens den Wunsch nach Besitz und zweitens den Gedanken des Mangel.
Wenn gemäß der Logik Aitijas nun immer nur der tiefere Gedanken die Fähigkeit des Rufens besitzt und damit in Erfüllung geht, wird man ohne die Kenntnis der Kunst des Rufens niemals den ersehnten Gegenstand etc. in seinen Besitz bekommen. Denn tatsächlich wünscht man sich damit immer nur den Mangel, den man mit jedem Wünschen aber nur noch mehr manifestiert. Wenn ich mir also ein besseres Leben wünsche, erhalte ich durch die Kunst des Rufens stattdessen ein schlechteres Leben oder das Leben bleibt im besten Falle wie es war.
Jule Levitans Frage, wie denn dann überhaupt die Wünsche in Erfüllung gehen sollen, wenn quasi immer das Gegenteil eintritt, lässt Aitija unbeantwortet. Jedoch ist Jules Frage leicht zu beantworten: 
Wenn man etwas wünschen oder rufen will, formuliert man es nicht als einen Zustand, der in der Zukunft eintreffen soll, sondern als eine Tatsache, die bereits eingetroffen ist. Wünsche ich mir ein besseres Leben, so sage ich mir, dass ich dieses bessere Leben bereits habe und lebe auch danach.

Unsere Führer, Priester, Politiker, Lehrer erschaffen schlechte Welten

Auf den ersten Blick scheint es völlig absurd, dass die Menschen dieses doch so einfache Wissen um die Kunst des Rufens tatsächlich vergessen konnten. Und es ist unbedingt notwendig, den Grund dieses Vergessens zu ermitteln. Damit zusammenhängend ist des Weiteren zu fragen, warum die Menschen gerade Künstler für besonders realitätsfern halten, obwohl doch das Gegenteil der Fall ist. Denn wie wir gerade eben gesehen haben, ist eine ausgeprägte Vorstellungskraft die Bedingung dafür, dass ein Wunsch tatsächlich in Erfüllung geht. Anders gesagt, etwas wird real, weil man es sich zuvor bereits als Wirklichkeit vorgestellt hat. Große Künstler, Schriftsteller, Musiker, Maler besitzen diese starke Vorstellungskraft und schaffen derart tatsächlich Realitäten. Wahre Künstler sind quasi Zauberer auf der ersten Entwicklungsstufe. Doch die Menschen glauben nicht den Künstlern, sondern vertrauen lieber ihren „Priestern“, seien es nun Priester der Wirtschafts- und Sozialsysteme, der Wissenschaften und Schulen, der Politik oder der Religionen. Sie folgen ihnen blind, obwohl es doch gerade diese institutionalisierten „Rhetoriker“ sind, die mit ihren andauernden Versprechungen und Wünschen von einem besseren Leben in Wirklichkeit nur den Mangel formulieren. Denn dieser Mangel ist der dahinter stehende tiefere Gedanke!

 

Nicht zufällig beruht das Geldsystem der westlichen Welt auf dem Prinzip einer künstlichen Verknappung, womit die Lenker der Geldströme in unserem Bewusstsein fälschlich den Eindruck einer Welt des Mangels erwecken, obwohl unsere Welt tatsächlich unendlich reich ist. Ein einziger Spaziergang durch die Natur kann uns bereits diesen Reichtum bestätigen. Doch dieses Gefühl des Mangels ist gewollt, schürt es doch den Konkurrenzkampf und die Konflikte. Jener psychologische Mechanismus und die dahinter sich versteckenden tieferen Intentionen der Manipulatoren liefern auch den Grund, warum die seit Jahrtausenden von Führern und Predigern jeder Art gegebenen Versprechungen einer besseren Welt nie Wirklichkeit geworden sind. Will man also wirklich den Frieden, darf man ihn nicht wünschen, sondern muss ihn im Hier und Jetzt immer bereits als Tatsache leben. Tut man dies nicht, erzeugt man stattdessen immer weiter Krieg und Konflikte, wie wir es allerorten beobachten können.

Die Unterdrückung des Wissens um die „Kunst des Rufens“

Damit haben wir also auch bei der in Vergessenheit geratenen "Kunst des Rufens" wieder eine der vielen Umkehrungen vor uns, bei der Schwarz zu Weiß gemacht wird – eine Manipulationsstrategie, die dem Geist des Drachen Morsus entspringt. Versuchen wir die Frage zu beantworten, wie die Menschen das doch so einfache Wissen um die "Kunst des Rufens" im Laufe der Zeit vergessen konnten:
Die Antwort ist ganz einfach. Durch die andauernden Bewusstseinsmanipulationen des Drachen Morsus konnte er die Menschen energetisch und psychisch von ihrem innersten Wesen trennen. Die Menschen sind unachtsam und stumpf geworden und vermögen derart nicht mehr ihre innere Stimme zu hören, die in Form der tieferen Gedanken zu ihnen spricht.[2] Und deshalb konnten sie vergessen, dass hinter jedem Gedanken immer ein weiterer tieferer Gedanke steht, der von der Seele kommt. Sie denken nur noch die fremden Gedanken des Drachen Morsus bzw. die fremden Gedanken ihrer bereits manipulierten Mitmenschen und Massenmedien, von denen sie tagtäglich infiziert werden. Damit leben sie also nicht mehr ihr eigenes Leben, sondern immer nur ein Leben aus zweiter Hand. Sie denken nicht mehr selbst, sondern „werden gedacht“. Das oberflächliche Fremdbewusstsein blockiert gezielt die Zugänge zum Wissen der Seele und damit auch zum Wissen um die "Kunst des Rufens".[3]

Die zerstörerische Kraft des Zweifels

Und im Zusammenhang mit dieser perfiden Manipulationsstrategie des Blockierens der Seele ist auch auf den sogenannten „Zweifel“ hinzuweisen, der symptomatisch gerade das Denken der Bewohner der fünften Ebene beherrscht, vergiftet und im Sinne eines angeblich „hervorragenden dialektischen Erkenntnisprinzips“ philosophisch auch noch schöngeredet und offiziell legitimiert wird. Doch dies ist kein Zufall, da es sich bei dem Zweifel um ein Zerstörungsprogramm wieder im Geiste des Drachen Morsus handelt, das er als eine Art Software-Virus in das Bewusstsein der Menschen eingeschleust hat:
Während das Prinzip des „Gedankens hinter dem Gedanken“ das Gegenteil von dem erzeugt, was man sich wünscht, produziert der Zweifel einen Zustand der fortschreitenden Lähmung und Ermüdung, in dem der Denkende und Wünschende im Extremfall völlig handlungsunfähig wird.
Der Mechanismus des Zweifelns ist ganz einfach zu begreifen: Indem der Denkende und Wünschende zu jedem Gedanken, den er denkt automatisch auch sein Gegenteil hinzudenkt, hebt er den ersten Gedanken mit dem zweiten sofort wieder auf. Damit entsteht eine Pattsituation, die auch einen energetischen Hintergrund besitzt. Denn da jeder Gedanke Formung und Bewegung bedeutet und derart Energie verbraucht, heben sich zwei entgegengesetzte Energien und Energiebewegungen gegenseitig auch wieder auf. Der in Zweifeln Gefangene verbraucht derart sinnlos Energie, die ihm für andere Dinge des Lebens verloren geht. Da es beim Zweifeln mit einem Mal nicht getan ist, sondern der Denkende diese Zweifel vielmehr über Wochen, Monate, Jahre, ja teilweise über ein ganzes Leben mit sich schleppt, wird die unglaubliche Dimension der Energievergeudung und der inneren Lähmung deutlich. Doch dies ist, wie bereits erwähnt, gewollt. Aus der Sicht der Seele kann man noch radikaler formulieren: In dem Moment, wo der Mensch glaubt, wählen oder sich für irgendetwas entscheiden zu müssen, hat er bereits die schlafwandlerische Sicherheit seiner Seele verloren. Er ist ein Opfer der Bewusstseinsmanipulationen des Drachen Morsus und seiner Helfer.


[1]  Siehe Kap. „Die Begegnung mit der Kraft“ und Kap. „Die Kunst des Rufens“.

[2]  Siehe Kap. „Durch die Nebelwand“.

[3]  Siehe dazu z.B. Glossar „Wahrnehmungs- und Gedankenmanipulation“ sowie Glossar „Traum und Träumen“, Unterkapitel „Traum als Manipulationsmittel“.


Copyright © 2015 AVOX VERLAG. All rights reserved.

Alle Texte, Illustrationen und Layouts von Ulrich Taschow. Copyright © 2015. All rights reserved.